Angesichts der heute bekannt gewordenen Zahlen über den Umsatz im Internet im Jahr 2015 können einem schon die Formulierungen durcheinanderkommen. Eine neue Studie des Instituts für Einzelhandel hat zu Tage gebracht, dass die Österreicherinnen und Österreicher immer mehr im Internet einkaufen und somit der Online-Umsatz der 100 größten Internetshops um fast genau 10 % gegenüber dem Vorjahr auf 2 Milliarden Euro gestiegen ist. Klar ist natürlich auch, wer der
Gewinner in relativen und absoluten Zahlen ist: natürlich Amazon. Hier wurde 2015 in Österreich um über 550 Millionen Euro eingekauft.
Zu diesen Rekordsummen müssen wir allerdings auch die Summen hinzuzählen, die den Internetriesen dadurch zufallen, dass sie
- in Europa de facto keine Steuern zahlen und
- wie im Falle von Zalando auch noch kräftige staatliche Subventionen bekommen.
Im Jahr 2014 waren es allein bei Zalando mehr als 40 Millionen Euro von drei deutschen Bundesländern. Diese Bundesländer, vor allem Brandenburg und Thüringen, gehören zu den struktur- und einkommensschwächsten deutschen Bundesländern, und sie hüpfen uns vor, wie man die eigene Wirtschaft nicht ankurbelt. Es wird eine Online-Firma gesponsert, die die Kaufkraft aus der eigenen Region abzieht und die erzielten Gewinne zur Börse transferiert.
Es gibt sie aber immer noch: die unablässig über jede Umsatzsteigerung jubelnden sogenannten „Marketing“expertinnen und -experten. Sie wollen uns vor allem weismachen, wie „bequem“ der Einkauf im Internet sei. Wer aber schon mehrmals erlebt hat, wie mühsam es sein kann, ein Paket im nächsten, aber nicht nahen Paketshop abzuholen, oder wer ein Paket aus einem Postfach herausgefischt hat, dessen Schlitz für die Sendung zwar zu klein, aber vom Zusteller für groß genug befunden wurde, der kann ein Lied von dieser Bequemlichkeit singen. Dabei ist der Einkauf im Internet auch für die Zusteller nicht „bequem“ (und nein, ich habe nicht aufs Gendern vergessen, ich habe nur bis jetzt keine weibliche Zustellerin getroffen): sie arbeiten nämlich im Akkord, genauso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Amazon.
„Bequem“ ist auch keine nachhaltige Kategorie, wenn wir an den durch den Internethandel verursachten zusätzlichen Straßenverkehr, die Belastung der Umwelt und die Erhöhung der Treibhausgase und der Feinstoffbelastung denken.
Es gibt also nichts Gutes, außer man kauft es beim lokalen Händler. Dieser führt in vielen Fällen auch die entsprechenden Waren, bietet mehr Service und Beratung, und wenn es keinen in der Nähe gibt, dann sollte man zumindest versuchen, bei einem Einzelhändler mit Online-Shop zu kaufen als direkt bei Amazon. Der Versuch zählt am Schluss.
Zum Weiterlesen:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/foerdergeld-fuer-online-shop-42-millionen-euro-subventionen-fuer-zalando/10372484.html
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/kritik-an-foerderung-durch-steuergelder-berliner-ibb-rechtfertigt-millionen-fuer-zalando/11556834.html